Mein ganz persönlicher Bericht von der DHS Fachkonferenz, 26.-28.10.2022

Ich war beeindruckt von der reibungslosen Organisation – nun ja, es war die 61. Konferenz der DHS. Perfekte Betreuung und Verpflegung. Gefühlt war das gesamte Team der DHS rund um die Uhr für die Teilnehmenden da.

Die Tage waren vollgepackt mit Informationen über Programme, Institutionen und kommunalem Miteinander. Für mich alles neu und erstaunlich. Erstaunlich vor allem, welch langen Wege gegangen werden müssen, um zu Ergebnissen zu kommen.

Es ist Samstag, 6 Uhr. Ich kann nicht mehr schlafen, weil mir so vieles einfällt, was ich aufschreiben muss, damit ich es nicht vergesse. Die Unterlagen der Referenten können bei diesen direkt angefordert werden. In Zeiten des Datenschutzes kommt man da nicht mehr so einfach ran ….

Wir befinden uns mitten in einem Paradigmenwechsel. Am ersten Konferenztag hat das Bundeskabinett Eckpunkte zur kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken beschlossen.

Die wichtigsten geplanten gesetzlichen Regelungen zur Cannabis-Legalisierung

  • Cannabis und Tetrahydrocannabinol (THC) werden künftig rechtlich nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft.
  • Die Produktion, die Lieferung und der Vertrieb werden innerhalb eines lizenzierten und staatlich kontrollierten Rahmens zugelassen.
  • Der Erwerb und der Besitz bis zu einer Höchstmenge von 20 bis 30 Gramm Genusscannabis zum Eigenkonsum im privaten und öffentlichen Raum werden straffrei ermöglicht.
  • Privater Eigenanbau wird in begrenztem Umfang erlaubt.
  • Laufende Ermittlungs- und Strafverfahren sollen zu dann nicht mehr strafbaren Handlungen beendet werden.
  • Der Vertrieb darf mit Alterskontrolle in lizenzierten Fachgeschäften und ggf. Apotheken erfolgen. 
  • Werbung für Cannabisprodukte wird untersagt.
  • Es werden Vorgaben festgelegt, um die Qualität und Reinheit sicherzustellen.
  • Als Mindestaltersgrenze für Verkauf und Erwerb wird die Vollendung des 18. Lebensjahres festgelegt (ggf. mit einer Obergrenze für den THC-Gehalt bis zum 21. Lebensjahr).
  • Es ist die Einführung einer besonderen Verbrauchssteuer („Cannabissteuer“) vorgesehen.
  • Die cannabisbezogene Aufklärungs- und Präventionsarbeit

Die 12 Seiten sind im Detail hier nachzulesen, unter Download unten auf der Seite: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/kontrollierte-abgabe-von-cannabis-eckpunktepapier-der-bundesregierung-liegt-vor.html

Es wurde lebhaft diskutiert, was das für die Suchthilfe bedeutet.

Vortrag von Burkhard Blienert, Bundesministerium für Gesundheit

Die 3 Bausteine für den Paradigmenwechsel in der Drogen- und Suchtpolitik sind

  • Der Umgang mit Cannabis
  • Der Umgang mit Nikotin- und Alkoholkonsum
  • Versorgung, Beratung, Prävention erhalten einen neuen Stellenwert

Die Rahmenbedingungen müssen neugestaltet werden.

Übrigens: In NRW hat das erste alkoholfreie Lokal eröffnet:

NRW: Alkoholfreies Restaurant im Sauerland eröffnet (ruhrnachrichten.de)

Indem Konsum toleriert wird, wird in Kauf genommen, dass es Missbrauch gibt.

Jugendschutz beginnt nicht bei legalen oder illegalen Drogen

Warum erlauben wir das begleitete Alkoholtrinken von Jugendlichen ab 14 Jahren?

Was wir bei Cannabis nicht wollen, darf beim Alkohol nicht erlaubt sein.

Wir müssen eine neue Stringenz entwickeln.

Drugchecking erhält eine wichtige Bedeutung – Erklärung: Drugchecking | Drogeninformation-Berlin | Drogenpolitik (drogeninfo-berlin.de)

Gedanken zum Vortrag Suchtmittelwerbung 2022, Prof. Dr. Hanewinel, Kiel

Es gibt eine Seite Rauchfreiefilme.de – na dann suche mal alkoholfreie Filme, die gibt es nicht und Filme in denen Cannabis ganz selbstverständlich konsumiert wird, gibt es immer häufiger. Gerade Filme, in denen Menschen Rauchen, die gesettelt sind und denen man es eigentlich nicht zutraut. Kiffen war doch immer was für Jugendliche, sinnbildlich als „Einstiegsdroge“ zu sehen (so die Laienmeinung der heute „Alten“).

Es ist wichtig, dass die ganze Gesellschaft Werbung im öffentlichen Raum widerspricht – also auch Fans von Sportvereinen. Nur durch öffentlichen Druck kann sich etwas ändern.

Prävention – IFT-Nord gemeinnützige GmbH

Homepage – Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW (gluecksspielsucht-nrw.de)

Vortrag zu den Lenkungssteuern von Dr. Tobias Effertz, Uni Hamburg – der Running Gag des Tages: Einnahmen in Form von Steuern auf Rauschmittel sollte zu 100% auch in die Prävention/Beratung/ Behandlung fließen.

Prof. Dr. Auwärter, Uni Freiburg, Cannabis und Produktsicherheit – vom Drugchecking bis zur Qualitätskontrolle

Cannabis wird teuer durch die Steuer, wird aber auch qualitativ besser überwacht. Es ist damit zu rechnen, dass Cannabis vom Schwarzmarkt von der Qualität her schlechter ist. Es muss Produktsicherheit gewährleistet werden. Es werden oft Beimengungen festgestellt und versch. Verunreinigungen wie Pestizide, Schimmel, Schwermetalle und synth. Zusätze. (Drugchecking)

Es gibt 170 verschiedene Cannabioide. JE mehr THC enthalten ist, desto geringer ist der CBD-Gehalt.

Medizinisches Cannabis enthält mehr CBD als THC.  Für die Medizin muss es definierte Sorten und kontrollierten Anbau geben, damit die Wirkung eingeschätzt werden kann. Rauchen ist bedenklich, es sind Vaporizer oder Spray (über den Mund) zu bevorzugen. Das Verhältnis von CBD/THC ist relevant.

Es gibt natürliche Cannabioide (Ananmid, Δ9THV, CBD)

Es gibt über 200 synth. Cannabioide Δ8THC = halbsynth.

Mobiles Drugchecking z.B. auf Events, um Konsumenten zu erreichen ist Zukunftsmusik.

Auch durch die Lenkungssteuern wird „Harm Reduction“ (Schadensbegrenzung) betrieben.

Hohe Steuern = teuer = nicht bezahlbar.

Forensische Toxikologie | Universitätsklinikum Freiburg (uniklinik-freiburg.de)

Volker Auwärter, Zu Gast im Studio – Sendungen – Planet Wissen (planet-wissen.de)

Ziel 2040: nur noch 5% (Zigaretten)Raucher in der Gesamtbevölkerung – jetzt sind es noch/wieder 23%. Zahlen: https://www.rauch-frei.info/wissen/news/weltstatistiktag-2021-10-fakten-zum-thema-rauchen/

Zur Drogenpolitik in Portugal – Maximilian Funke

Drogenkonsum ist keine Straftat sondern Ordnungswidrigkeit, Dekriminalisierung

Bausteine

  • Prävention – universelle Aufklärung mit gezielten Maßnahmen
  • Etablierte Kommissionen in 18 Provinzen aus Juristen, Medizinern, Sozialarbeitern
  • Risiko- und Schadensminderung – Austausch von Drogenbesteck, Substitutionstherapie, Gespräche über Konsum, Aufklärung zu Therapiemöglichkeiten
  • Therapie

Das war in Portugal erfolgreich, weil traditionell wenig Bestrafung erfolgt, weil es Therapie statt Strafe gibt, durch die Krise der öffentlichen Gesundheit durch HIV, durch die schwache Moralisierung des Konsums – es gab Spielraum

Forum 103: Digitale Suchtberatung und -behandlung. Das neue Normal?

Vortrag von Marc-Dennan Tensil zu digisucht

Zur Zeit gibt es ein Projekt in der Modelphase: DigiSucht wurde vorgestellt vom Entwickler (Delphi). Digisucht ging (etwa zeitgleich mit der OAMN-App) Mitte Oktober ans Netz. Deshalb gab es nur sehr wenige Erfahrungen. Eine Teilnehmerin berichtete über 9 Kontakte am ersten Tag, die den Beratenden sehr überforderten – er war an dem Tag alleine, wegen Urlaub, Krankheit der Kollegen). Murphy läßt grüßen. Ich habe festgestellt, dass es – egal um welche neue Plattform es geht, egal um welches Projekt, das neu gelauncht wird, es immer die gleichen Probleme und Engpässe gibt).

Digisucht ist eine länderübergreifende, trägerübergreifende Plattform, auf der sich Betroffene registieren können und direkt mit einer Beratungsgestelle in der Nähe verbunden werden können. Die Modellphase geht bis Ende 2022, ab dem ersten Quartal wird es ausgerollt bis Ende September 2023 soll der nachhaltige Betrieb sichergestellt sein. Die Integration der Suchtselbsthilfe ist geplant. Weitere Infos bei FAQs – Digitale Suchtberatung (delphi.de)

Blended Counseling – was ist das? = Blended Counseling bezeichnet die systematische und passgenaue Kombination von digitalen und analogen Beratungssettings. Konkret bedeutet dies, dass ein Beratungsprozess in mehr als einem Setting – medial unterstützt – verwirklicht wird.

Bei der anschließenden Diskussions- und Fragerunde “Ist digitale Beratung das neue Normal?“ habe ich mich gemeldet und habe von OAMN berichtet, habe von den über 3.000 Mitgliedern erzählt, die durch die digitalen Programme „abstinent“ leben, durch den wertschätzenden Umgang miteinander und wie das ständige Befeuern mit Texten, Videos, Mails und den Kontakt untereinander das Mindsetting geändert wird.  Das Gegenargument, warum das funktioniert war, dass es sich doch dabei eben nicht um die Menschen handelt, die im Suchthilfesystem landen, die „einen Krankheitsstauts haben“ und dass das nicht vergleichbar ist. Oh Mann, da kann ich dann nicht mithalten, weil ich eben nicht die Journalistin bin, die alles parat hat, was man drauf antworten kann. Mit fehlen dann die ausformulierten Sätze und Argumente und ich habe mehr als einmal gedacht, dass Nathalie unbedingt auch dabei hätte sein sollen, um von ihrem Projekt zu berichten. Es gibt durchaus Vorbehalte gegen OAMN, die definitiv nicht haltbar sind! Vielleicht, weil es Konkurrenz ist? Ein komplexes Thema, wo doch das Suchthilfesystem immer öfter am personellen Limit arbeitet. Vielleicht auch, weil wir so viele sind, die im großen Graubereich von schädlichem Gebrauch bis zur Krankheitswert unterwegs sind bzw. waren.

Im anschließenden Vortrag von Dr. David Steffens über die AmbulanteReabilitationSucht (ARS) ging es um seine Studie und um STATISTIK – gar nicht mein Thema – aber nun…

In einer Studie mit 345 Menschen (nicht repräsentativ, dafür braucht es mehr Menschen) stellt sich heraus, dass die Erfolge in der Abstinenz im Katamnesezeitraum* bei 10%iger digitaler Begleitung am besten waren. Bei höherem Anteil gingen die Erfolge wieder runter. D.h. der Klient braucht die persönliche Betreuung. Digitale Nachsorge ist keine Kassenleistung! Da kommt m.E. OAMN ins Spiel und da gäbe es über 3.000 Menschen, die befragt werden können für eine aussagekräftige Studie, aber das wird ja unsere Nathalie nachholen, da bin ich mir sicher, macht sie doch gerade ihren Doktor, wenn ich richtig informiert bin. (toitoitoi)

* Als Katamnese bezeichnet man eine Beschreibung des Krankheits- und Therapieverlaufs nach der Behandlung eines Patienten, z.B. nach einer Krankenhausentlassung. Sie umfasst auch die Dokumentation der Nachhaltigkeit des Behandlungserfolges.

Abhängigkeit oder Substanzkonsumstörung? Was lernen wir aus DSM5 und ICD11 – Vortrag von Hans-Jügen Rumpf

Es geht ums Erreichen – Verkürzen – Vermeiden

Wir sprechen im ICD11 von einer Substanzgebrauchsstörung mit 11 unterschiedlichen Merkmalen

1-11 (noch ergänzen und vergleichen mit IDC10):

Im ICD 10 gab es den Umschalter von Mißbrauch zu Abhängigkeit.

Definition: ICD-10.pdf (suchtselbsthilfe-wettenberg.de)

Jetzt gibt es eine dimensionale Ansicht – einen Schieberegler:

2-3 – leichte Substanzkonsumstörung

4-5 – moderate Substanzkonsumstörung

6 und mehr – schwere Substanzkonsumstörung

„Störung“ ist destigmatisierend, eine Störung kann beseitigt werden

Es gibt also nicht mehr den Begriff Alkoholiker, sondern Mensch mit Substanzkonsumstörung

Es wird Jahre brauchen, um die Begrifflichkeit zu etablieren.  

„Wie wir Dinge bezeichnen und klassifizieren, bestimmt unser Denken und Handeln“

Prof. Dr. phil. Hans-Jürgen Rumpf

Prof. Dr. phil. Hans-Jürgen Rumpf (uksh.de)

DG-Sucht – Vorstand

Am 10. November ist der Aktionstag Suchtberatung „Wir sind für alle da“

Aktionstag – www.aktionstag-suchtberatung

Ich wäre gerne bei allen, wirklich allen Foren gewesen – 13 waren es insgesamt. Ich hätte mich gerne mit allen ausgetauscht. Es wurde dann nur wenige: Einem ehemaligen Polizisten, der mit seiner Reise mit der Drogeneisenbahn in Schulen und mittelständischen Betrieben unterwegs ist. www.drogeneisenbahn.de. Er hat seine Geschichte erzählt und ich finde es beeindruckend mit wieviel Herzblut er dabei ist und zeigt, dass es darum geht Inhalte rüberzubringen und nicht sie in der hippen Hochglanzpräsentation zu zeigen. Eine Personalerin, Suchtbeauftrage der Stadt Kiel, für die alles ebenso neu war, wie für mich. Eine Personalerin, Suchtbeauftragte des (Funfact) Rechenzentrums der Sparkassen – ich bin von der anderen Fraktion, ich gehöre zum Finanzverbund der Genossenschaftsbanken. Und einige andere aus der kommunalen Verwaltung. Für mich eine fremde Welt. Es gab gute Gespräche mit den Ausstellern (Selbsthilfegruppen, Kliniken etc.), die ihre Stände aufgebaut hatten, u.a. mit Thomas Lingenberg, Landesvorsitzender Guttempler NRW, der einen Leitfaden für die betriebliche Suchthilfe entwickelt hat.

Hier fehlt noch der Bericht über den Filmabend „Der Rausch“.

Ich bin nun froh erst mal alles notiert zu haben, die weitere Ausarbeitung folgt – der Artikel wird weiter aktualisiert werden. Und wer bis hierhin durchgehalten hat, der hat sich wie ich tausend Fleißsternchen verdient.

Mein Gründerportrait der Landeshauptstadt Wiesbaden

Im September wurde mein Gründerportrait veröffentlicht. Es ist schon einige Wochen her, dass ich die Fragen beantwortet habe und nun wurde daraus ein Einblick, der sehr ehrlich, nahbar und authentisch geworden ist.

Hier der zusammengefasste Inhalt:

Was treibt Sie an? Was ist Ihr Leitspruch?
Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.

Worum geht es bei Ihrer Gründung und was ist das Besondere daran?
Ich bin Psychologische Beraterin und Suchtberaterin. Ich begleite meine Klienten bei ihren Veränderungsprozessen. Das Besondere an meiner Beratung ist die Kombination meiner drei Hauptarbeitsgebiete: Beratung – Coaching – Suchtprävention. Meine Klienten können darauf bauen, dass wir gemeinsam ihre Ressourcen finden, Stärken ausbauen und zu Problemen Lösungen finden.

Eine weitere Säule meines Angebotes ist die MPU-Vorbereitung. Klienten, die ihren Führerschein abgeben mussten, zu schulen und vor allem eine Verhaltensänderung im Umgang mit Suchtmitteln zu bewirken, ist hier mein Anliegen.

Was sind Ihre ersten Erfolge?
Die ersten kleinen Erfolge waren und sind Kurzinterventionen zu Problemstellungen, bei denen ich für meine Klienten als Augenöffner und Horizonterweiterer diene. Es ist schön zu sehen, dass schon nach nur einer Beratungsstunde Klienten in eine andere Richtung blicken, selbst Lösungen finden und neue Hoffnung schöpfen, ihre Herausforderungen meistern zu können.

Eine wunderbare Entwicklung konnte ich mit einer Klientin erleben, die mein Resilienz-Training gebucht und im Anschluss mit mir gemeinsam an ihrer beruflichen Veränderung gearbeitet hat. Heute ist sie auf ihrem erfüllenden Weg zu ihrer beruflichen Veränderung und lebt mit deutlich mehr Zufriedenheit und Zuversicht.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ein langes und durchaus nicht geradliniges Thema. Nach meiner Ausbildung zur Verlagskauffrau habe ich mich mit 21 das erste Mal mit einem Einzelhandelsgeschäft (Tabak, Zeitschriften, Lotto-Toto, Konzertkartenverkauf) selbständig gemacht. Leider mit der falschen Geschäftspartnerin. Bald war ich wieder kleines Rädchen im großen Getriebe eines Verlages. Als mein Chef sich mit seinem Verlagsbüro selbständig machte, bin ich bei ihm eingestiegen, denn er hatte meinen Arbeitsbereich mitgenommen.

Nach zehn Jahren als Assistentin der Geschäftsleitung und Mitorganisatorin einer kleinen, aber feinen Modemesse bin ich nach kurzem Intermezzo beim DG Verlag wieder in die Selbständigkeit als Werbeagentur für Kunden aus dem Maschinenbaubereich eingestiegen. Das endete im Burnout.

Ich konnte im Anschluss wieder im DG Verlag bzw. einer Tochtergesellschaft langsam ins Angestelltenleben einsteigen. Noch heute bin ich bei dem Konzern angestellt und bin dabei mir meinen Traum vom sinnstiftenden After-Work-Life zu gestalten.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Es gibt den Burnout und es gibt den Boreout. Ich habe beides erlebt. Am Ende stand die Frage, ob ich mir wirklich einen anderen Job suche oder etwas mache, was mir Freude bereitet und sowohl mir als auch anderen einen Mehrwert bringt. Mein Weg führte mich zu dem Thema Suchtberatung. Um eine fundierte Wissensbasis vorweisen zu können, habe ich die Ausbildung zur Psychologischen Beraterin absolviert.

Mit knapp 56 Jahren noch einmal die Schulbank drücken und zu erfahren, dass es Freude macht zu lernen und das Gelernte so umsetzen zu können, um damit anderen Menschen zu helfen, war und ist eine wirkliche Bereicherung meines Alltages.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?
Meine Mentorin war ganz unwissentlich meine Freundin Iris, die eine Frauengruppe leitet. Ihre Vorgehensweise, ihr Einfühlungsvermögen und ihre samstäglichen 4 Stunden Auszeit von Alltag und Familie haben den Grundstein für den Wunsch gelegt, etwas Ähnliches zu tun.

Den finalen Anstoß habe ich im SKOLL-Training der Caritas bekommen. Das SelbstKOntroLL-Training, das den kontrollierten Umgang mit Alkohol vermittelt, sollte mir helfen, den riskanten Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen. Ich sah mich aber ständig mehr auf der Seite der Referentinnen als auf der Klienten.

Heute bin ich in einem kleinen feinen Netzwerk aus ehemaligen StudienkollegInnen, Referenten und anderen Fachleuten aus der Psychologen-/und Beratungsbranche aktiv und kann in jeder Richtung Unterstützung erhalten.

Zu dem Zeitpunkt als mein Plan Formen annahm, kannte ich die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten von Berufswege für Frauen e.V., dem Gründerservice und andere Angebote der Stadt Wiesbaden nicht bzw. habe diese Angebote nicht genutzt.

Wie haben Sie die ersten Tage als Gründerin erlebt?
Die ersten Tage sind gar nicht so genau auszumachen. Lange vor der Gründung habe ich bereits mit der Visualisierung meiner Praxisräume begonnen.

Ich wusste von Anfang an, wie mein Behandlungs- und der große Gruppenraum aussehen soll und welche Ausstattung mir noch fehlte, ich habe früh mit meinem Blog angefangen, habe Kontakte aufgebaut, Visitenkarten und Flyer entworfen, habe meine Praxisräume hergerichtet. Als wirklich ersten echten aktiven Gründungtag sehe ich den Tag meiner ersten Beratungsstunde. Und das war der 1. März 2021.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Die Ausbildung war die größte Herausforderung. Sichtbar zu werden ist die aktuelle Herausforderung.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam? Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?
Ich bin auf facebook unterwegs, habe meinen Blog und bin über Google leicht zu finden – das ist die Basis der Vermarktung. Hinzu kommen Flyer und Infomaterialien zu verschiedenen Themen.

Das Jahr 2022 steht unter dem Motto „Sichtbar werden“. Die beste Idee bislang war die Teilnahme an der Niedernhausener Freizeit- und Gewerbeausstellung im Mai 2022. Die Menschen in meiner direkten Umgebung auf mein Angebot aufmerksam zu machen, gelingt am besten durch den direkten Kontakt und durch Mund-zu-Mund-Propaganda.

Netzwerkpartner wie die Caritas, Arbeitsgruppen im Gesundheitswesen oder Betriebsräte/Suchthelfer in großen Firmen zu finden und auf mein Angebot aufmerksam zu machen, ist ein weiterer Baustein beim Sichtbarwerden.

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?
Da ich im eigenen Haus die Möglichkeiten habe, meine Praxisräume zu nutzen, stand die Frage der Finanzierung nie im Vordergrund. Durch meinen Hauptberuf bin ich finanziell unabhängig, so dass ich nicht darauf angewiesen bin „Geld zu verdienen“. Ich kann ganz entspannt in meinem Tempo daran arbeiten, meinen Traum umzusetzen. Das ist mein wahrer Luxus.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
Ich habe einen genauen Zeitplan, wann ich mich voll und ganz den Beratungen widmen kann und freue mich heute schon darauf ab 2025 aktiv von der Aufbauphase in die Stabilisierungsphase zu kommen. Das ist der Plan. Wenn ich träumen darf, würde ich gerne viel früher so ausgelastet sein, dass ich weniger Zeit hätte, neue Konzepte auszuarbeiten oder vorhandene Konzepte zu optimieren.

Mein Konzept Ladies Talk soll verwirklicht und zu einem regelmäßigen Kontaktpunkt werden: Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und in geschütztem Rahmen Ideen entwickeln, über Probleme sprechen oder einfach nur mal aus dem Alltag rauszukommen.

Bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Wenn ich mehr Zeit hätte würde ich …
… noch viel mehr Netzwerken, weitere Fortbildungen belegen und mich in der Notfall- oder Telefonseelsorge engagieren.

Was ist Ihr besonderer Tipp: Was würden Sie Gründerinnen und Gründern empfehlen?
Nicht so lange zu warten, wie ich es getan habe, alle Unterstützungsangebote der Gründerszene zu nutzen und Vertrauen haben, dass es gut wird.

Führerschein weg? MPU angeordnet? Schaffe eine solide Basis zum Bestehen der MPU.

Ab August erweitert sich mein Angebot um die Vorbereitung auf die MPU. Das Ziel der MPU-Beratung ist es, meine Klienten bestmöglich auf die Prüfung beim Verkehrspsychologen vorzubereiten. Im Vordergrund stehen neben dem coachen auf den praktischen Teil der MPU insbesondere verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Problembewusstsein schaffen, kognitive Umstrukturierung, Verhaltensveränderungen, Ordnungstherapie, Entspannungs-Techniken, Visionsarbeit, Biographie-Arbeit usw.

Optimalerweise begleite ich meine Klienten durch die gesamte Zeit bis zur MPU. Dementsprechend wird es eine Basis-Vorbereitung mit 10 Einheiten und eine Intensiv-Vorbereitung mit 20 Einheiten geben. Wie viele Einheiten ratsam sind, ist einzelfallabhängig. Das kostenpflichtige Erstberatungsgespräch, um mir ein erstes Bild von der persönlichen Geschichte machen zu können, wird beim Buchen eines MPU-Vorbereitungskurses voll angerechnet.

Auf der Seite des ADAC finden sich für die erste Orientierung ausführliche Informationen über alle Details rund um die MPU.

Einladung zum Ladies Talk

Einladung zum Austausch mit anderen Frauen, wertschätzend, fröhlich, in geschütztem Rahmen.
Ideen einbringen, durchsprechen, Unterstützung erhalten, den Rücken gestärkt bekommen oder einfach nur da sein, bei einem Tee entspannen, Kreativität entfalten können. Realitäten ins Auge schauen. Wertvolles aber wertfreies Feedback erhalten. Sich mal fallen lassen dürfen und wieder aufgefangen werden. Kraft tanken und Glücksmomente erleben. Reflektieren.

Termin: Jeden zweiten Montag, 19-21 Uhr
Unkostenbeitrag: pro Abend 10 Euro inkl. Getränke.
Teilnahme: nur nach vorheriger Anmeldung!

Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 5 – Selbsthilfegruppe

10 gute Gründe für den Besuch einer Selbsthilfegruppe

  1. Selbsthilfe wirkt.
  2. Die Gruppe fängt dich auf. Nicht nur, wenn’s kritisch wird.
  3. Selbsthilfe macht stark.
  4. Du bist nicht allein.
  5. Du triffst dort Menschen, denen es genauso geht wie dir. Also Fachleute.
  6. Selbsthilfe macht stark.
  7. Selbsthilfe bedeutet: gute Aussichten!
  8. Selbsthilfe funktioniert. Ganz ohne Papierkram.
  9. Selbsthilfe ist überall.
  10. Es bleibt unter uns. Versprochen.

und: Selbsthilfe ist auch für Angehörige da.

Zum Download: die komplette PDF zum Thema von DHS und DAK

Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 4 – Nein sagen leichtgemacht

Nein sagen leichtgemacht: Trinkanlässe gibt es immer und überall. Wenn du den Wunsch hast, ein Alkoholproblem zu überwinden, brauchst du darum auch eine Strategie, Trinkangebote abzulehnen. Ich möchte dir Anregungen und Möglichkeiten zeigen, wirksam „Nein“ zu sagen. Wie kannst du „Nein“ sagen, dabei standfest bleiben und dich wohl fühlen?

Tipp 1 Überlege dir schon vor einer Feierlichkeit, wie du die Zeit gestalten möchtest.

Auf wen könnte ich zugehen und ein Gespräch beginnen?
Gibt es etwas, das ich mir dort anschauen möchte?
Kann man tanzen oder umhergehen?
Sollte ich einen Zeitpunkt planen, zu dem ich die Veranstaltung verlasse?

Offen und ehrlich
Hilfreich ist eine Strategie, die vermeidet, dass immer wieder Alkohol angeboten wird. Die Abhängigkeit offen zu machen, kann in diesem Sinne auch dem Selbstschutz dienen. Das Bekenntnis zur Suchterkrankung erleichtert vielen den eigenen Weg.

Unterscheide, wem du dich offenbarst. Nicht jedem Fremden musst du dabei von deiner Sucht erzählst. Je näher dir die Person steht, umso ehrlicher und ausführlicher kannst du sein, und deine Alkoholabhängigkeit erwähnen.

Ausweichen:
„Mir geht es heute nicht so gut“,
„Ich nehme Medikamente“,
„Ich muss noch fahren“ oder
„Alkohol schmeckt mir nicht“.

Oder klar sein:
„Ich trinke keinen Alkohol.“ oder
„Ich vertrage keinen Alkohol.“

Tipp 2 Entscheide sorgfältig, wem du sagst, dass du alkoholabhängig bist. Unterscheidenach Familie, Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen und Fremden. Es sollten Menschen sein, denen du vertrauen kannst.

Selbstsicher mitteilen
Ein bereits seit längerer Zeit trockener Alkoholiker tritt meist selbstbewusster auf und sagt eindeutig: „Ich trinke keinen Alkohol.“ Mit der Zeit kann man zu der Überzeugung gelangen, dass es nur noch eine Aussage gibt: „Ich trinke keinen Alkohol.“ Alles, was diesem Satz noch hinzugefügt wird, weicht die Aussage nur auf. Eine Begründung ist nicht notwendig, weil dann ganz schnell eine Situation entsteht, in der du dich rechtfertigen musst.

Mit Humor
Wenn dir Alkohol angeboten wird, kannst du entgegnen:
„Ich hab‘ in meinem Leben schon genug getrunken, ich brauch nichts mehr“,
oder etwa:
„Einen Kater als Haustier kann ich nicht gebrauchen.“
„Ich muss mir niemanden mehr schön trinken.“
„Ich habe jetzt schon einen Dickkopf.“

Für diese Strategie braucht es sicher einen gewissen Abstand zur „nassen“ Phase, eine zufriedene Abstinenz – und die Fähigkeit, sich selbst auf den Arm zu nehmen.

Tipp 3 Lass dich unter keinen Umständen überreden. Wenn du bedrängt wirst, solltest Du die Situation oder auch die Personen so weit wie möglich meiden.

Quelle: DHS
Hilfreiches und humorvolles Video von Nathalie Stüben zum Thema NEIN sagen.