Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 5 – Selbsthilfegruppe

10 gute Gründe für den Besuch einer Selbsthilfegruppe

  1. Selbsthilfe wirkt.
  2. Die Gruppe fängt dich auf. Nicht nur, wenn’s kritisch wird.
  3. Selbsthilfe macht stark.
  4. Du bist nicht allein.
  5. Du triffst dort Menschen, denen es genauso geht wie dir. Also Fachleute.
  6. Selbsthilfe macht stark.
  7. Selbsthilfe bedeutet: gute Aussichten!
  8. Selbsthilfe funktioniert. Ganz ohne Papierkram.
  9. Selbsthilfe ist überall.
  10. Es bleibt unter uns. Versprochen.

und: Selbsthilfe ist auch für Angehörige da.

Zum Download: die komplette PDF zum Thema von DHS und DAK

Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 4 – Nein sagen leichtgemacht

Nein sagen leichtgemacht: Trinkanlässe gibt es immer und überall. Wenn du den Wunsch hast, ein Alkoholproblem zu überwinden, brauchst du darum auch eine Strategie, Trinkangebote abzulehnen. Ich möchte dir Anregungen und Möglichkeiten zeigen, wirksam „Nein“ zu sagen. Wie kannst du „Nein“ sagen, dabei standfest bleiben und dich wohl fühlen?

Tipp 1 Überlege dir schon vor einer Feierlichkeit, wie du die Zeit gestalten möchtest.

Auf wen könnte ich zugehen und ein Gespräch beginnen?
Gibt es etwas, das ich mir dort anschauen möchte?
Kann man tanzen oder umhergehen?
Sollte ich einen Zeitpunkt planen, zu dem ich die Veranstaltung verlasse?

Offen und ehrlich
Hilfreich ist eine Strategie, die vermeidet, dass immer wieder Alkohol angeboten wird. Die Abhängigkeit offen zu machen, kann in diesem Sinne auch dem Selbstschutz dienen. Das Bekenntnis zur Suchterkrankung erleichtert vielen den eigenen Weg.

Unterscheide, wem du dich offenbarst. Nicht jedem Fremden musst du dabei von deiner Sucht erzählst. Je näher dir die Person steht, umso ehrlicher und ausführlicher kannst du sein, und deine Alkoholabhängigkeit erwähnen.

Ausweichen:
„Mir geht es heute nicht so gut“,
„Ich nehme Medikamente“,
„Ich muss noch fahren“ oder
„Alkohol schmeckt mir nicht“.

Oder klar sein:
„Ich trinke keinen Alkohol.“ oder
„Ich vertrage keinen Alkohol.“

Tipp 2 Entscheide sorgfältig, wem du sagst, dass du alkoholabhängig bist. Unterscheidenach Familie, Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen und Fremden. Es sollten Menschen sein, denen du vertrauen kannst.

Selbstsicher mitteilen
Ein bereits seit längerer Zeit trockener Alkoholiker tritt meist selbstbewusster auf und sagt eindeutig: „Ich trinke keinen Alkohol.“ Mit der Zeit kann man zu der Überzeugung gelangen, dass es nur noch eine Aussage gibt: „Ich trinke keinen Alkohol.“ Alles, was diesem Satz noch hinzugefügt wird, weicht die Aussage nur auf. Eine Begründung ist nicht notwendig, weil dann ganz schnell eine Situation entsteht, in der du dich rechtfertigen musst.

Mit Humor
Wenn dir Alkohol angeboten wird, kannst du entgegnen:
„Ich hab‘ in meinem Leben schon genug getrunken, ich brauch nichts mehr“,
oder etwa:
„Einen Kater als Haustier kann ich nicht gebrauchen.“
„Ich muss mir niemanden mehr schön trinken.“
„Ich habe jetzt schon einen Dickkopf.“

Für diese Strategie braucht es sicher einen gewissen Abstand zur „nassen“ Phase, eine zufriedene Abstinenz – und die Fähigkeit, sich selbst auf den Arm zu nehmen.

Tipp 3 Lass dich unter keinen Umständen überreden. Wenn du bedrängt wirst, solltest Du die Situation oder auch die Personen so weit wie möglich meiden.

Quelle: DHS
Hilfreiches und humorvolles Video von Nathalie Stüben zum Thema NEIN sagen.

Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 3 – Vorteile beim Leben ohne Alkohol

Vorteile beim Leben ohne Alkohol – denn „Ein Leben ohne Alkohol ist keine Qual, es bedeutet Freiheit.“

Manch einer malt sich das Bild eines nüchternen Lebens aus mit Langeweile, Dunkelheit, Verzicht, Qual. Aber so ist das gar nicht! Das Leben ohne Alkohol bietet viele Vorteile:

Klarheit – morgens aufwachen und fit sein! Sich nicht mehr fragen müssen, wie bin ich gestern nach Hause gekommen oder wo ist mein Handy, meine Jacke, habe ich Unsinn gepostet, geredet ….

Gefühle – Sie kommen wieder, ja auch die blöden. Die müssen jetzt verarbeitet werden. Du kannst lernen damit umzugehen, aber auch die positiven Gefühle kommen wieder. Freude, Glücksgefühle, Dankbarkeit.

Selbstbestimmtheit – Du bist wieder Herr der Dinge bzw. Frau der Dinge. Du kannst jederzeit Autofahren, jederzeit ans Handy gehen, entscheiden, ob du noch was machst oder nicht, es gibt keine Sucht mehr, die dich zu den unmöglichsten Gelegenheiten zum Einkaufen drängt, weil Du noch was zu trinken brauchst. Die Sucht beherrscht nicht mehr Deine Gedanken.

Kreativität – ausgebrannt, krank und depressiv zu sein ist anstrengend und bringt keinerlei kreativen Vorteil.

Gesundheit – schon kurz nach dem Aufhören zu Trinken fühlt man sich automatisch viel besser, man schläft besser, man sieht gesünder und besser aus, weil Du es ausstrahlst und es eben so ist.

Präsenz – du wirst bemerken, dass du dich nicht mehr verstecken brauchst, weil du nichts mehr verstecken musst. Präsent sein heißt auch, dass Du Gesprächen folgen kannst, Gedankengängen folgen kannst, Filme bis zum zu Ende sehen kannst, Du bist jetzt da.

Geruch – Du riechst besser. Du kannst Gerüche und Düfte besser wahrnehmen und auch dein Körpergeruch wird sich verbessern. Und du wirst nicht mehr so viel schwitzen.

Beziehung – es wird ein paar Freunde geben, die du nicht mehr sehen wirst, weil ihr nur gut zusammen trinken konntet oder du sie nur betrunken ertragen hast. Aber die Beziehungen zu den Menschen, die dir wirklich am Herzen liegen, die wirklich deine Freunde sind, werden noch viel schöner, wahrhaftiger und lebendiger werden.

Zeit – Alkohol raubt Dir Zeit. Blackouts, verkaterte Tage. Auf einmal weißt du, dass du viel mehr schaffst und viel mehr Dinge tust, die dir wichtig sind.

Ordnung – Du kommst zum Putzen, zum Aufräumen, Du siehst Dir deine Post bewusster an, du pflegst deinen Terminkalender und du kannst wieder ohne Probleme Arzttermine wahrnehmen. Du hast bald wieder geordnete Verhältnisse und es ist gar nicht so schwer, wie dir dein Alkoholkonsum es dir weismachen wollte.

Selbstliebe – du wirst dir gegenüber weicher und liebevoller, Du hast mehr Energie und du stellst fest, dass Du okay bist, dass du dich nicht hassen musst, dass du gut bist so wie Du bist.

Das kommt nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit – wie jede Veränderung.

(Quelle: Nathalie Stüben)


Zum Video von Nathalie Stüben

Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 2 – Wann ist Zuviel zu viel?

Wann ist Zuviel zu viel – Arten der Alkoholabhängigkeit.

Körperliche Abhängigkeit (Zittern, Übelkeit, Fettleber u.v.a.) betroffen sind aber nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Alkoholabhängigen, in einem späten Stadium.

Psychische Abhängigkeit (Craving, Kontrollverlust)
1,6 Mio. sind alkoholabhängig (soviele Menschen leben in München)
1,4 Mio. Menschen betreiben Alkoholmissbrauch (einhergehend mit Unfällen, Stürzen, Aggressionen, Depressionen, Kontrollverlust)
Du bist unsicher ob Du betroffen bist? Der Cage-Test zeigt, wo Du stehst. (PDF)

Riskanter Konsum – Das ist der große Graubereich zwischen schlechter Gewohnheit und Abhängigkeit: Die Definition lt. WHO: mehr als 1 Glas Wein für Frauen und 2 Glas Wein für Männer täglich mit 2 Tage ohne Alkohol in der Woche. Das ist sicher für die meisten von uns lächerlich wenig. 6,7 Mio. Menschen trinken mehr als das. Dazu kommen noch mal 12,7 Mio. Menschen, die episodische Rauschtrinken betreiben.
20 Mio. Menschen wabern in diesem Graubereich und nur weil alle das tun und es gefühlt ja schon immer so war, ist das nicht unbedenklich.
Es gibt ein paar Fragen, die Du Dir beantworten kannst, um herauszufinden ob Du Dich schon in diesem Graubereich bewegst und auf ein Problem zusteuerst:
• Du kannst Dir nicht mehr vorstellen, ohne ein Glas Wein oder Bier zu entspannen
• Du kannst Dir nicht mehr vorstellen, ein schönes Abendessen ohne Alkohol zu genießen
• Du belohnst Dich mit Wein oder Bier
• Deine Hobbies erscheinen Dir immer unattraktiver oder Du kannst sie Dir ohne Wein oder Bier gar nicht mehr vorstellen (Das Bier nach dem Training o.ä.)
• Du kannst nicht so gut einschlafen ohne etwas getrunken zu haben
• Die Welt erscheint Dir immer hoffnungsloser
• Du verstehst nicht, wie Leute an Gott glauben können oder spirituell sein können
• Du hast ein Gedankenkarussell, das Du nicht stoppen kannst
• Du kannst Dich nicht mehr richtig konzentrieren
• Du vergisst Dinge
• Du gehst verkatert zur Arbeit
• Du fährst Auto obwohl Du getrunken hast

Wenn Du Dir noch immer unsicher bist, ob Du ein Problem hast, sind hier Hinweise zu Menschen, die sicher kein Problem damit haben:

Gelegenheitstrinker – sie stoßen mit einem Sekt an Silvester an, das war es. Feiern ohne zu trinken. Sie denken nicht an Alkohol, er spielt einfach keine Rolle. Es ist egal, ob er da ist oder nicht.

Abstinenzler – Es gibt die, die in der Kindheit sehr schlechte Erfahrung in der Familie/Umfeld mit Alkohol gemacht haben und die, die den ersten Schluck getrunken haben und den Alkohol widerlich fanden und deshalb nicht trinken.
Die zweite Gruppe sind die, die nachdem sie ein Problem mit Alkohol hatten damit aufgehört hatten. Hier gibt es auch noch die Unterscheidung zwischen denen, die es ein Leben lang bedauern, dass sie nicht trinken dürfen und denen, die es abfeiern, dass sie nicht mehr trinken müssen.
(Quelle: Nathalie Stüben)

Hilfreicher Video auf Youtube von Nathalie Stüben

Aktionswoche Alkohol 2022 – Tag 1 – Trink-Regeln und Gesetze

Trink-Regeln und Gesetze in unserer Kultur, deren Richtigkeit in Frage zu stellen sind. Menschen, die keinen Alkohol trinken gehören zu einer Minderheit: Nur 16% der deutschen Bevölkerung trinkt keinen Alkohol. Und durch die Regeln, die bei uns gelten ist es leider noch immer außergewöhnlich keinen Alkohol zu trinken. Im Video „Untergang der Titanic“ der Seite „Lieber schlau als blau“ wird der Umgang mit Alkohol sehr anschaulich erläutert.

[Ironiemodus ein] Nachfolgend einige Regeln und Gesetze zum Trinken. Fakt ist: die Regeln können problemlos eingehalten werden! [Ironiemodus aus]

Diese Regeln kennen schon dreijährige Kinder:

Erwachsene trinken Alkohol, Kinder nicht
Männer trinken mehr als Frauen
Alkohol trinkt man auf Partys nicht zum Frühstück

5 ungeschriebene Gesetze im Umgang mit Alkohol – unsere kulturellen Regeln

(1) Regelmäßig Alkohol zu trinken ist normal.

Nur 16% der Menschen trinken keinen Alkohol
Alkohol ist überall zu kaufen, für Jugendliche ist Alkohol das erste Suchtmittel

(2) Alkohol gehört dazu. Man fällt weniger auf, wenn man trinkt.

Die häufigsten Trinksituationen:

  • mit Freunden/beim Feiern – 85% der Bevölkerung meint, dass es zum guten Ton gehört für Gäste immer alkoholische Getränke parat zu haben
  • beim Fernsehen – die meisten Tätigkeiten beim Fernsehen sind Rauchen und Trinken. In jeder Stunde sieht der Zuschauer im Schnitt 9 Szenen mit Alkohol. Sportsendungen werden von den Werbespots der Alkoholindustrie umrahmt.
  • in Kneipen – kein Alkohol zu trinken immer noch die Ausnahme. Alkohol ist immer noch das billigste Getränk
  • bei Mahlzeiten – Beim Abendessen gehört Alkohol für 40% der Bevölkerung dazu, beim Mittagessen sind es 17%.
  • am Arbeitsplatz trinkt jeder 10. regelmäßig Alkohol

(3) Alkohol tut gut.

Ganz allgemein herrscht dem Alkohol gegenüber eine positive Einstellung. Alkohol wird als Lösungs- und Hilfsmittel angesehen: Beispielsweise ist die große Mehrheit der Bevölkerung der Meinung

… Alkohol bewirke, dass man sich in Gesellschaft wohler fühle
… Alkohol erleichtere den Kontakt mit Leuten, die man nicht kennt
… Alkohol sei eine angenehme Möglichkeit sich zu entspannen
… Alkohol stärke das Selbstverstrauen
… Alkohol mache humorvoller und einfallsreicher
… Alkohol helfe bei Niedergeschlagenheit und Depressionen
… Alkohol erleichtere das Ertragen starker Belastungen
… Alkohol erleichtere die sexuelle Annäherung
… Alkohol helfe beim Abschalten

(4) Trinke so viel wie Dein Nachbar – es gibt keine klaren Hinweise, was zu viel ist.

Folgende Trinkmuster sind weitverbreitet: Niveau-Trinken, Runden-Trinken, Flaterate-Trinken. Eine gleiche Trinkmenge stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und dient als Statussymbol.

(5) Alkoholtrinken ist Privatsache, da hat man sich nicht einzumischen.

Das ist eine gängige Meinung. Es wird für unangebracht gehalten, jemanden wegen seines Alkoholkonsums zu kritisieren. Häufig wird ein Arbeitskollege, der einen anderen wegen gefährlichen Alkoholkonsums meldet, anschließend als „Radfahrer“ geschnitten. Dagegen werden auffällige Kollegen oft lange von den Kollegen gedeckt und sogar in Suchtkliniken sind viele Patienten der Auffassung, dass man Rückfälle von anderen besser für sich behält.

Die Alkoholindustrie setzt angesichts zunehmender Einschränkungen gezielt auf Produktplacements in Filmen und im Sport (!) und vermittelt, dass Alkohol ein integraler und vor allem erstrebenwerter Bestandteil unseres Alltags ist. In Deutschland gibt die Alkoholindustrie jährlich ca. 540 Mio. Euro dafür aus.

Schlussfolgerung: Nichttrinken ist unnormal. Es fühlt sich an, wie gegen den Strom zu schwimmen. Der Nichttrinker gehört zu einer Minderheit. Dazu braucht es Mut, Überzeugung und vor allem die Einsicht, dass diese Regeln alle Unsinn sind und auf lange Sicht krankmachen. Wobei … diese Einsicht sollten auch Gelegenheitstrinker haben.
(Quelle: Lieber Schlau als Blau)

Weitere Links zum Thema

Lieber schlau als blau

Suchthilfe und Suchtprävention | soziales. hessen.de